Tabak und Gesundheit

Hier finden sie folgende Beiträge:

01. Gesundheitliche Auswirkungen des Tabakkonsums
02. Das Ausmaß der globalen Tabakepidemie
03. Was eine Zigarette noch alles kann...


Hintergrundinformationen zu diesem Thema finden sie außerdem in den rubrikenübergreifenden Artikeln auf der Seite "Hintergründe" oder über unsere Linksammlung.

Gesundheitliche Auswirkungen des Tabakkonsums
Gesundheitsschäden in Deutschland

Jährlich ca. 111000 tabakbedingte Todesfälle (DHS 2004):
- 43 000 Krebs
- 37 000 Kreislauferkrankungen
- 20000 Atemwegserkrankungen

Passivrauchen:
- Ca. 3.000 - 5.000 Nichtraucher an mitbedingten Herz-Kreislauferkrankungen (RKI 1997)
- Ca. 400 an mitbedingtem Lungenkrebs (DKFZ)

Das heisst:
Nach den Angaben der WHO stirbt weltweit alle 10 Sekunden ein Mensch an den Folgen des Tabakgenusses. In Deutschland starben 1999 täglich 270 Menschen an den Folgen des Rauchens, aber nur 21 Menschen an den Folgen eines Verkehrsunfalls!

Was macht das Rauchen so giftig?

Tabakrauch enthält etwa 4000 Substanzen, davon
- Ca. 40 Krebs auslösende Stoffe, darunter Teer, Schwermetalle (z.B. Quecksilber, Blei), Nitrosamine als Verbrennungsprodukte, Formaldehyd, Nickel, Lösungsmittel, Vinylchlorid, Benzol, Benzpyren, Arsenverbindungen
- Giftige Stoffe, darunter Nikotin (schweres Nervengift), Kohlenmonoxid, Toluol (Lösungsmittel), Aceton, Blausäure, Cyanid, Zink, Phenole
- Reizende Stoffe, darunter Ammoniak und Stickoxide
- Tabakrauch in der Raumluft ist in die höchste Gefahrenstufe krebserzeugender Arbeitsstoffe eingeordnet (MAK d. Dtsch. Forschungsgemeinschaft 1998)

Rauchen macht krank:
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
- Herzrhythmusstörungen
- Durchblutungsstörungen (Raucherbein)
- Chronische Bronchitis
- Chronische Magenschleimhautentzündung, Magengeschwür
- Bösartige Geschwülste: Krebs an Lippen, Zunge, Kehlkopf, Bronchien, Speiseröhre, Magen, Nieren, Muttermund
- Osteoporose
- Sinkende Immunabwehr
- Schwangerschaft: Frühgeburt, Totgeburt

Passiv Rauchen auch:
Hauptstromrauch - Nebenstromrauch
- Konzentration von krebserregenden Stoffen im Nebenstromrauch ist teilweise höher als im Hauptstromrauch
- Gleiche akute und chronische Gesundheitsschäden durch Passivrauchen wie durch Rauchen - nur in geringerem Ausmaß

Passivrauchen:

Risiken für das ungeborene Kind
- Spontanaborte
- Plazentaablösung
- Frühgeburten
- Geringes Geburtsgewicht
- Totgeburten
- Geburtsdefekte
- Höhere Anzahl von Nikotinrezeptoren im Gehirn
- Höhere Wahrscheinlichkeit des Tabakkonsums im Teenageralter
- Mögl. physische u. psychische Langzeitwirkungen

Risiken für Kinder
- Erhöhte Sterblichkeit (plötzlicher Säuglingsstod)
- Schädigung der Arterien
- Verminderte körperliche Leistungsfähigkeit
- Mittelohrentzündungen
- Gereizte Augen
- Hirnhautentzündung
- Entwicklung von Übergewicht
- Kopfschmerzen
- Atemwegsinfektionen
- Lungenstrukturveränderungen
-> Quelle: dkfz: Rote Reihe Tabakprävention und Tabakkontrolle, Bd. 2

Wieso ist das Aufhören so schwer?

Rauchen macht körperlich und seelisch abhängig. Die Wirkung:
- Beruhigung bei Nervosität
- Entspannung
- Anregung bei Müdigkeit
- Verringerung von Hungergefühlen
- Gefühl der Souveränität
- Selbstsicherheit

Physiologisch:
- Verengung der Blutgefäße, Blutdruckanstieg
- Schnellerer Herzschlag

Junge Menschen

- Junge Menschen werden schneller abhängig als bisher angenommen. In einer Längsschnittstudie zeigte ein Viertel der Jugendlichen im Alter von 12 bis 13 Jahren bereits nach zwei Wochen gelegentlichen Rauchens Entzugssymptome wie Nervosität, Unruhe, und Gereiztheit. Abhängigkeit beginnt daher oft, bevor Menschen beginnen, täglich zu rauchen.
- Gerade Mädchen setzen das Rauchen als Appetitzügler ein.
- MODRUS III: Raucherquote an weiterführenden Schulen stieg von 20 % im Jahr 1998 auf 37 % im Jahr 2003, dabei rauchen mehr Mädchen als Jungen.

Das Aufhören lohnt:

Nach der letzten Zigarette:
- 20 Min.:Puls u. Blutdruck normal, Hände und Füße besser durchblutet
- 8 Std.: Sauerstoffversorgung verbessert sich
- 24-48 Std.: Herzinfarktrisiko sinkt, Geruchs- u. Geschmackssinn verbessert
- 2 Wochen: Kreislauf stabiler, Lungenfunktion verbessert
- 1 Monat: Husten und Kurzatmigkeit gehen zurück, Immunsystem stärker
- 1 Jahr: Risiko Koronarinsuffizienz sinkt um die Hälfte
- 5 Jahre: Risiko Lungen- Mund-, Luft-, Speiseröhrenkrebs halbiert
- 10 Jahre: Risiko Lungenkrebs gleich Nichtraucher
- 15 Jahre: Risiko Koronarinsuffizienz gleich Nichtraucher
-> Quelle: American Cancer Society; nach: IFT München

In Sachsen-Anhalt:

Landesgesundheitsziel: Senkung des Anteils an Rauchern in der Bevölkerung und der alkoholbedingten Gesundheitsschäden auf Bundesdurchschnitt:
- Rahmenempfehlung Raucherentwöhnung
- Projekt Rauchfreie Schulen
- Aktionen: Rauchfrei DKFZ, 7 Wochen Pause
- Rauchfrei-Initiativen bei Kommunen
- Rauchfreie Reha-Kliniken, Raucherentwöhnung

Praktischer Hinweis
Praktischer Hinweis

[Helga Meeßen-Hühne]

Landesstelle für Suchtfragen im Land Sachsen-Anhalt
Fachausschuss der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege im Land Sachsen-Anhalt e.V.
Tel.: 03 91 - 5 43 38 18
Fax: 03 91 - 5 62 02 56
Email: ls-lsa@t-online.de
www.ls-suchtfragen-lsa.de

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Das Ausmaß der globalen Tabakepidemie

Bereits vor 10.000 Jahren war die Tabakpflanze bei den alten nord- und mittelamerikanischen Völkern bekannt. Diese nutzten den Tabak überwiegend für kultische und magische Zwecke, entweder zur Darbringung von Opfern an die Götter, für Regen- und Kriegszauber oder zur Bekräftigung von Verträgen und Freundschaften. Mit der Endeckung Amerikas (1492) durch Christopher Kolumbus wird der Tabak auch in Europa bekannt. Über Jan Nicot, einen französischen Gesandten am portugiesischen Hof (1558-1561), findet der Tabak zunächst als Heilmittel Eingang in den europäischen Hochadel. Im Lauf der kommenden Jahrhunderte entzaubern die Europäer die Pflanze ihrer rituell-religiösen Funktion und Tabak wird erst zur Zier- und Arzneipflanze und schließlich zum überwiegend kommerziell genutzten Suchtstoff. Bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts ist der Tabak in den meisten Teilen Europas und der Welt anzutreffen. Heute wird Tabak in über 175 Ländern auf über 4 Millionen Hektar Land angebaut. Die Produktion von Tabakblättern betrug im Jahr 2000 ca. 7 Millionen Tonnen (1).

Die Entwicklung des Tabaks zum Massenkonsumgut beginnt schließlich mit der Entwicklung der Zigarette. In fast allen Ländern der Welt stieg der Zigarettenabsatz bis in die 70er Jahre deutlich an. Während seit den 80er Jahren das Rauchen in den Hocheinkommensländern rückläufig ist, hat in den Niedrigeinkommensländern der Zigarettenverbrauch seit 1970 stetig zugenommen (2). Heute werden täglich etwa 15 Milliarden Zigaretten von mehr als 1,1 Milliarden Rauchern konsumiert, was einer Gesamtmenge von über 5.300 Milliarden Zigaretten pro Jahr entspricht (1).

Insgesamt rauchen nach wie vor mehr Männer als Frauen, aber vor allem in Industrieländern sind mittlerweile kaum noch Unterschiede zwischen den Geschlechtern erkennbar. Weltweit kann zudem eine alarmierend hohe Rauchprävalenz bei Jugendlichen beobachtet werden. Während in den meisten Industrieländern die Prävalenz des Rauchens bei Erwachsenen, insbesondere bei Männern in den letzten Jahrzehnten gesunken ist, stiegen oder stabilisierten sich die Raucheranteile von Kindern und Jugendlichen während der 1990er Jahre auf hohem Niveau. Insbesondere junge Mädchen haben in den letzten Jahren stärker als jemals zuvor zur Zigarette gegriffen.

Der Zigarettenkonsum hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zur führenden Ursache frühzeitiger Sterblichkeit und zum bedeutendsten einzelnen Risikofaktor für eine Reihe weit verbreiteter Krankheiten wie der Chronisch Obstruktiven Bronchitis (COPD), Herz-Kreislaufkrankheiten und Schlaganfall sowie für die Krebsentstehung in der Lunge, im Mund-, Nasen- und Rachenraum, in Kehlkopf, Speiseröhre, Magen, Bauchspeicheldrüse, Leber, Niere, Harnblase und Gebärmutterhals sowie für bestimmte Formen der Leukämie entwickelt (3)(4)(5)(6). Der Einfluss des Rauchens auf die gesellschaftliche Morbidität und Mortalität ist in seinem Ausmaß historisch beispiellos. Im 20. Jahrhundert sind weltweit mehr als 100 Millionen Menschen an den Folgen des Rauchens verstorben und jährlich kommen über fünf Millionen neue Tabakopfer hinzu (7). Allein in der Bundesrepublik versterben über 100.000 Menschen pro Jahr an den Folgen tabakbedingter Krankheiten (8)(9)(10). Damit ist der Tabakkonsum konservativ geschätzt für mehr als 13% aller jährlich auftretenden Todesfälle in der Bundesrepublik verantwortlich (11). Von den tabakbedingten Todesfällen sind mehr als 50.000 auf Krebskrankheiten (12) und 39.000 auf koronare Herzkrankheiten zurückzuführen (11). Etwa die Hälfte aller regelmäßigen Raucher verstirbt vorzeitig (13). Die Hälfte dieser vorzeitigen tabakbedingten Todesfälle tritt bereits im mittleren Lebensalter zwischen 35 und 69 Jahren ein (8). Raucher erreichen nur zu 58% das 70. Lebensjahr und sogar nur zu 26% das 80. Lebensjahr, im Vergleich zu 81% bzw. 59% der Nichtraucher (Abb. 1) (13)(14)(8). Während der statistische Durchschnitt verlorener Lebenszeit bei zehn Jahren liegt, büßen diejenigen, welche bereits im mittleren Alter sterben, über 20 Jahre ihrer durchschnittlichen Lebenserwartung ein (13)(8).

In den letzten Dekaden wird beobachtet, dass das Rauchen vor allem in den benachteiligten gesellschaftlichen Gruppen weite Verbreitung findet, während in den besser gestellten sozioökonomischen Gruppen immer weniger Menschen rauchen. Wie für viele andere Industrienationen (15)(16)(17) belegen auch Daten aus Deutschland eine stark ausgeprägte soziale Polarisierung des Rauchverhaltens (18)(19)(20)(21)(22). Hohe Raucheranteile weisen vor allem Bevölkerungsgruppen mit geringerer Bildung, geringem Einkommen und niedrigem beruflichem Status auf. Da in den meisten Ländern sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen einen höheren Raucheranteil aufweisen als sozioökonomisch besser gestellte Schichten, weisen diese Gruppen ebenfalls eine erhöhte tabakrauchverursachte Morbidität und Mortalität auf (23)(24). Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass mehr als die Hälfte der Unterschiede in den Sterberaten zwischen niedrigster und höchster Schicht bei Männern in Industrieländern durch das Rauchen verursacht werden 16. Zudem entstehen den Privathaushalten durch den Tabakkonsum erhebliche Aufwendungen. So geben Durchschnittsverdiener mehr als 5% ihres Einkommens für Tabakwaren aus. In einkommensschwachen Statusgruppen und vor allem bei Alleinerziehenden kann dieser Ausgabenanteil mehr als 30% betragen. Diese Mittel stehen entsprechend nicht mehr für andere Dinge des täglichen Bedarfs wie Nahrung, Hygiene und Kleidung zur Verfügung.

Die Weltgesundheitsorganisation hat aufgrund dieses alamierenden Ausmaßes der weltweiten Tabakepidemie die Initiative ergriffen und auf der Weltgesundheitskonferenz des Jahres 1998 ein Rahmenabkommen für die weltweite Tabakkontrolle (FCTC - Framework Convention on Tobacco Control) vorgeschlagen, die im Jahr 2003 als erste Gesundheitskonvention in der Geschichte, von der Weltgesundheitskonferenz verabschiedet werden konnte. Dieses Rahmenabkommen zielt darauf ab, alle relevanten Akteure aus dem Gesundheits-, aber auch Finanz-, Handels-, Arbeits-, Umwelt-, Agrar-, Justiz-, Bildungs- und Sozialsektor dazu zu verpflichten, der Gesundheit der Bevölkerung größtmögliche Priorität einzuräumen und in gemeinschaftlichen Anstrengungen wirksame Maßnahmen der Tabakkontrolle umzusetzen. Hierzu gehören vor allem verhältnisorientierte Tabakkontrollmaßnahmen wie Nichtraucherschutz, Warnhinweise, Werbeverbote und Preiserhöhungen, aber auch strafrechtliche und haftungsrechtliche Konsequenzen für die Hersteller, die ein Produkt vertreiben, dass einen Großteil derer, die es bestimmungsgemäß verwenden, zu Abhängigkeit, schwerwiegenden Gesundheitsschäden und vorzeitigem Tod führt.

Literatur:
(1) World Health Organization (2002) The tobacco atlas. Myriad Editions Limited, Brighton
(2) Forey B, Wald N (2000) International smoking statistics. A collection of historical data from 30 economically developed countries. Oxford University Press, New York
(3) Doll R (2000) Review - Fifty years of research on tobacco. Journal of Epidemiology and Biostatistics, 5, 321-329
(4) Viegi G, Scognamiglio A, Baldacci S et al. (2001) Epidemiology of chronic obstructive pulmonary disease (COPD). Respiration, 68, 4-19
(5) US Department of Health and Human Services (2004) The Health Consequences of Smoking: A Report of the Surgeon General. US Department of Health and Human Services, Centers for Disease Control and Prevention, National Center for Chronic Disease Prevention and Health Promotion, Office on Smoking and Health,
(6) International Agency for Research on Cancer (1986) IARC Monographs on the evaluation of the carcinogenic risk of chemicals to man. Tobacco smoking. IARC, Lyon
(7) Ezzati M, Lopez AD (2003) Estimates of global mortality attributable to smoking in 2000. Lancet, 362, 847-852
(8) Peto R, Lopez AD, Boreham J et al. (1992) Mortality from tobacco in development countries: indirect estimation from national vital statistics. Lancet, 339, 1268-1278
(9) John U, Hanke M (2001) Tabakrauch-attributable Mortalität in den deutschen Bundesländern. Gesundheitswesen, 63, 363-369
(10) Welte R, König HH, Leidl R (2000) The costs of health damage and productivity losses attributable to cigarette smoking in Germany. European Journal of Public Health, 10, 31-38
(11) Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen (2001) Sondergutachten 2000/2001: Bedarfsgerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit. Band III. Über-, Unter- und Fehlversorgung. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden
(12) Newcomb PA, Carbone PP (1992) The health consequences of smoking. Cancer. Medical Clinics of North America, 76, 305-331
(13) Doll R, Peto R, Wheatley K et al. (1994) Mortality in relation to smoking: 40 years' observations on male British doctors. Brithish Medical Journal, 309, 901-911
(14) Doll R, Peto R, Boreham J et al. (2004) Mortality in relation to smoking: 50 years' observations on male British doctors. British Medical Journal, 328, 1519-1527
(15) Cavelaars AEJM, Kunst AE, Geurts JJ et al. (2000) Educational differences in smoking: international comparison. BMJ, 320, 1102-1107
(16) Bobak M, Jha P, Nguyen S et al. (2000) Poverty and smoking. In: Jha P, Chaloupka FJ: Tobacco control in developing countries. Oxford University Press, Oxford,
(17) Lee AJ, Crombie IK, Smith WC et al. (1991) Cigarette smoking and employment status. Social Science and Medicine, 33, 1309-1312
(18) Helmert U, Borgers D (1998) Rauchen und Beruf - Eine Analyse von 100 000 Befragten des Mikrozensus 1995. Bundesgesundheitsblatt, 41, 102-107
(19) Schulze A, Lampert T (2004) Soziale Ungleichheit des Rauchverhaltens und der Passivrauchexposition in Deutschland (in press). Robert-Koch-Institut (RKI), Berlin
(20) Helmert U, Shea S, Bammann K (1999) Social correlates of cigarette smoking cessation: findings from the 1995 microcensus survey in Germany. Reviews on Environmental Health, 14, 239-249
(21) Mielck A (2000) Soziale Ungleichheit und Gesundheit. Empirische Ergebnisse, Erklärungsansätze, Interventionsmöglichkeiten. Verlag Hans Huber, Bern
(22) Helmert U, Borgers D, Bammann K (2000) Soziale Polarisierung des Rauchens: Ergebnisse und Schlussfolgerungen für Beratungen und Gesundheitspolitik. Zeitschrift für Allgemeinmedizin, 76, 397-400
(23) Chaloupka FJ, Jha P, Corrao V (2001) The evidence base for reducing mortality from smoking in low and middle income countries, CMH Working paper series, Paper No. WG5: 7. Commission on Macroeconomics and Health, Genf
(24) Mackenbach JP, Huisman M, Andersen O et al. (2004) Inequalities in lung cancer mortality by the educational level in 10 European populations. Eur.J.Cancer, 40, 126-135

[von: Alexander Schulze - Deutsches Krebsforschungszentrum - WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle - Heidelberg - Vortrag zur Tagung "Umwelt - Tabak - Gesundheit"]

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Was eine Zigarette noch alles kann...

[19.10.2004 18:59] Mal von den politische aspekten abgesehen möchte ich einmal auf die gesundheitlichen eingehen. ich habe sachen gelesen, von denen ich nichts wusste. zum beispiel, dass die kippenhersteller honig, vanille, menthol, karamell, kakao und ammoniak(und noch einiges mehr) in die zigaretten geben. hat alles einen grund.

Menthol macht die atemwege frei, weshalb zigaretten, die mit diesem aromastoff versetzt sind, den raucher tiefer inhalieren lassen. dadurch kann das nikotin noch "besser" aufgenommen werden. mit menthol versetzte zigaretten sind die optimalen einstiegsdrogen für kinder, denn diese lieben oftmals den pfefferminzgeschmack.

wenn kakao in der zigarette mit verbrennt, entsteht theobromin, das ebenfalls die bronchien öffnet. wieder kann mehr nikotin aufgenommen werden, wieder wird der suchteffekt erhöht.

honig und karamell sind zukcerhaltig, schmecken also süß und damit lecker. jetzt kommt der zusätzliche trick: verbennt zucker in der heißen glut der zigarette, entsteht acetaldehyd. und diese substanz potenziert nicht nur die wirkung des nikotins, sie ist auch selbst ein süchtigmacher. die nerven werden also doppelt gekitzelt.

vanille erhöht den ph-wert des rauches, wodurch sich nikotin leichter von den teerpartikelchen lösen und so besser in die lungenbläschen fluten kann. vanille entfesselt auf diese weise die volle kraft des nikotins. und wieder wird der raucher stärker gekickt. ein bedeutsamer nebeneffekt: durch erhöhung des ph-wertes werden auch zigaretten mit niedrigem nikotingehalt in ihrer wirkung zu normalen zigaretten, weshalb sich im speichel von leicht- und normalrauchern die gleiche nikotinmenge messen lässt.

Ammoniak macht das nikotin fettlöslicher. dadurch kann es noch flotter die gewebeschichten des körpers durchdringen und ins hirn gelangen. der kick kommt also schneller und ist stärker. ist das geheimnis der marlboro also das ammoniak? die tabakindustrie mischt nach auskunft der deutschen hauptstelle für suchtfragen in hamm zumindestens in den usa ammoniak in den tabak. die zigarettenhersteller halten allerdings dagegen, dass diese substanz sowieso auch in der tabakpflanze vorkomme...

weiters:

unglaublich aber wahr, die zigarette hat auch strahlende stoffe im gepäck; radioaktives blei 210 sowie polonium 210. denn die tabakpflanze hat die fähigkeit, natürlich vorkommende strahlung und radioaktive hinterlassenschaften von atomversuchen in ihren blättern zu sammeln und an den raucher beim verbrennen der zigarette weiterzugeben. bei einer langen raucherkarriere kann sich so eine strahlenmenge ansammeln, die der menge von gut 200 röntgenaufnahmen der lunge entspricht

[Ergänzung zu dem Indymediartikel "Ausbeutung durch Tabakkonzerne" [19.10.2004] gepostet von "."]

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